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Djibouti Ville

Dschibouti, Djibuti, Djibouti – fast keine/r weiss wie mans richtig nennt, und ebenso fast niemand weiss, wer, was oder wo das ist. Als ich mich in den letzten Wochen mit Plänen für Äthiopien, Eritrea und eben Djibouti (die französische Schreibweise gefällt mir am besten) befasst habe, habe ich diese Pläne auch manchem/r aus meiner Umgebung mitgeteilt. Dischibuti was? Dschibuti wie? Klingt gut, Djibouti, sagten sie, aber hä?

Wäre Djibouti ein Neckermann-Hotspot oder was für Hipster oder Digital Nomads, gäbe es diese Fragen nicht. Aber dann wäre ich auch nicht hier. Seit Dienstag bin ich in Djibouti, genauer Djibouti-Ville. Die Stadt heisst wie das Land. Handkehrum ist Djibouti nicht viel mehr als Djibouti-Ville, knapp eine halbe Million der 875’000 DjiboutierInnen lebt in der Hauptstadt dieses ziemlich kleinen Landes am Horn von Afrika. Horn von Afrika? Noch eine Wissenslücke? Das Horn von Afrika ist Somalia. Das mittelaterlichste Land von Afrika ist Eritrea am Roten Meer. Djibouti liegt exakt dazwischen und ist weder eine Autokratie noch ein Bürgerkriegsland. Djibouti ist frei und unabhängig seit 1977. Das kleine Land ist etwa so gross wie die Insel Sardinien, nämlich 23’200 km2.

Djibouti ist kein touristisches Traumziel. Obwohl es das ganze Jahr min. 30° ist und die Sonne immer scheint. Obwohl es ein islamistisches Land ist und es trotzdem Alkohol gibt. Obwohl es etliche Kilometer Sandstrände hat und davor etliche Tauchgründe, die sich zu beschnorcheln lohnen würden. Wahrscheinlich ist aber Djibouti einfach viel zu dreckig, vielleicht hat es ganz einfach keine Hotels um Urlaub zu machen, vielleicht ist es im Sommer tatsächlich viel zu heiss (40–45°), vielleicht ist es einfach noch keinem Touristikmanager eingefallen, Djibouti touristisch zu erschliessen. Aber vielleicht wollen die DjiboutierInnen keine Touristen, es gibt ja schon genügend Flüchtlinge. «Es hat mehr Flüchtlinge als DjiboutierInnen», sagte heute mein Taxifahrer und knöpfte mit 1’500 Djibouti-Francs ab für eine Fahrt von 15 Minuten (8 CHF). Das könnte ein weiterer Grund sein, warum keine/r nach Djibouti reist: es ist sauteuer. Warum das so ist, ist mir ein Rätsel. Das Land hat nichts, was es verkaufen könnte, kein Öl, keine Bodenschätze, keinen Tourismus, keine Finanzwirtschaft, einfach nichts, was Geld bringt, und trotzdem ist das Preisniveau so hoch. Djibouti hat nur furztrockenen Boden, auf dem nichts wächst. Den verpachtet Djibouti offensichtlich aber so gewinnbringend an ausländisches Militär, dass es das BSP des Landes in die Nähe der Schweiz hebt.

«Emmentaler» zu 11.50 CHF/kg im Supermarché für Expats in Djibouti Ville

Käse in Supermarkt Djibouti
djibouti

Djibouti

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Bis vor 25 Jahren lebten hier noch Nomaden. Die Franzosen haben dafür gesorgt, dass aus den «Rumtreibern» Sesshafte wurden. Mitte des 20. Jahrhunderts lebten in dem kleinen Land (das ja erst durch die Franzosen als Kolonialherren zu einem Land mit Grenzen wurde) um die 60’000 Menschen. Danach ging es explosionsartig voran, heute sind es fast eine Million. Das hat mit der Urbanisierung (Landflucht) zu tun und nicht nur mit der Fortpflanzungsfreudigkeit der Menschen am Horn von Afrika. Djibouti liegt strategisch günstig und bietet Boden für rege Handelstätigkeit. Der Hafen von Djibouti-Ville und die militärischen Stützpunkte der Amerikaner, Franzosen, Italiener, Japaner und nun auch der Chinesen bieten Arbeitsplätze. Aber nicht alle, die in die Hauptstadt zogen, fanden hier einen Job. Offiziell ist die Arbeitslosenrate bei 60 Prozent. Die Automatisierung des Hafens sorgt nicht eben für neue, im Gegenteil. Und doch stiegen in den letzten 25 Jahren in Djibouti-Stadt die Einkommen, die Preise und die Lebensqualität, derweil das Drittel der Bevölkerung, das noch auf dem Land lebt, von dem nicht allzuviel mitbekommt.

Und nun sind auch die Chinesen da. Still und leise, bzw. von Europa und dem Rest der Welt nicht wirklich registriert, installieren sie sich, investieren sie und reissen sich Hektare um Hektare wichtigen Baugrund unter den Nagel. Djibouti soll zu einer wichtigen Drehscheibe auf der neuen Seidenstrasse, «One Road, one Belt», werden, bzw. ist es schon längst. Durch den Golf von Aden vor Djibouti fährt ein Drittel des globalen Handelsschiffsverkehrs. Ein Teil davon läuft den Hafen von Djibouti an und wird hier umverteilt oder auf die Züge und Lastwagen nach Äthiopien verladen, wo mehr als 100 Mio Menschen versorgt werden wollen. Kein anderer Hafen an der Küste des Roten Meers kann diese Aufgabe erfüllen. Das kleine Djibouti ist das Tor nach Nordostafrika.

Handelströme brauchen sichere Wege und Umschlageplätze- und das bietet Djibouti. Die Regierung begrüsst und fördert den Handels- und Militärverkehr und hält die Hand hin. Von den Lizenzen und Pachtzinsen aus dem Hafen und der Militärstützpunkte finanziert sie ihren Staatshaushalt (und vermultlich auch sich selbst). Das macht das kleine Land zum teuren Hotspot. Für die Gutverdiendenden kein Problem, für die Militärs (ca 5% der Bevölkerung) auch nicht. Für die Chinesen, die grad einen neuen Hafen bauen, die neue Bahnlinie nach Addis Abeba gebaut haben und wohl noch so einiges bauen werden (Entsalzungsanlagen, Energieversorgung, vielleicht, hoffentlich, auch mal eine Kehrichtverbrennungsanlage), auch nicht, sie leben schmal und essen sowiso nur Lebensmittel das sie aus ihrer Heimat heranschaffen.