In Äthiopien sagt man, man habe den Kaffee erfunden. Kaffeebohnen wachsen hier wie Unkraut wild und ungehemmt, mitunter auch im eigenen Garten (siehe Stauden im Hintegrund auf dem Bild). Und dann sagen die ÄthiopierInnen, sie hätten den besten Kaffee der Welt. Das kann ich nur bestätigen. Vor allem, wenn man Kaffee so geniessen kann, wie man es hier tut, mit einer regelerechten Zeremonie, der «coffee ceremony». Gelegenheiten, Kaffeezeremonien beizuwohnen, gibt es an jeder Ecke, in jedem Restaurant, Hotel oder auf dem Trottoir.
Zur Kaffeezeremonie gehört zuerst einmal Gras. Das kauft man sich auf dem Markt jeden Morgen frisch. Dann verteilt man das Gras auf dem Boden. Natürlich nicht im Wohnzimmer, sondern draussen. Weil es aber in diesem Land enad nie regnet, spielt sich das Leben ohnehin mehr draussen ab als drinnen. Ersatzweise geht auch ein Grasteppich aus Kunststoff (das Gras ist für Nichtbauern nicht gerade billig). Dann nimmt man eine Handvoll trockener Kaffeebohnen und röstet sie in einer Pfanne über Holzkohle. Dann zündet man etwas Weihrauchharz an und lässt es duften.
Wenn man, bzw. frau (die coffee ceremony zu zelebrieren ist den Frauen vorbehalten) das Gefühl hat, die Bohnen sind jetzt genug geröstet, zerstösst man sie in einem Mörser. Ersatzweise tuts auch eine handische oder elektrische Kaffeemühle. Gleichzeitig setzt man eine Kanne Wasser auf die noch glühende Holzkohle. Wenn das Wasser dampft, leert man das Bohnenpulver in die Kanne, lässt es ein paar Minuten ziehen und giesst den fertigen gebrühten Kaffee ohne den Satz in kleine Tassen. Nun kann man den Kafi geniessen, mit oder ohne Zucker. Wunderbar. Den besten Kaffee den ich je getrunken habe und billig, ca 10 Rp. auf der Strasse. Ganz gratis ist er bei meinen neuen Verwandten Walelign und Amelewerk Kidus.