Das abessinische Hochland ist geprägt von weiten Hochebenen, unterbrochen von tiefen Schluchten und einzelnen Bergen mit Gipfeln auf 2500 bis 3500 Meter. Es ist klar, dass wo es raufgeht, auch wieder mal runtergehen muss, und das oft recht steil. Für manchen Lastwagen ist das Gefälle zu viel, oder die Ladung zu schwer oder die Bremsen sind schon vor der Erhebung am Arsch. Im Gefälle oder der Steigung erweist sich dann mancher Motor zu schwach oder Lastwagen schlecht oder überladen.
Pannen und Unfälle trifft man hier alle 50 Kilometer. Bei manchem liegengebliebenen Lastwagen fragt man sich, wie lange er schon hier steht, bzw. liegt. Lastwagen lässt man bei einer Panne erst mal stehen und wartet, bis Hilfe kommt. In der Zwsichenzeit versuchen die Fahrer, die Panne zu beheben, scheitern aber dann meistens an den fehlenden Ersatzteilen. Der ausgebaute Motor oder das Getriebe leigen dann offen auf der Strasse, der Fahrer schläft im Schatten, derweil Diebe die Ladung klauen. Bei manchem Gefährt fragt man sich, wie es überhaupt in diese Lage kam. Das Bild zeigt so ein Beispiel. Warum steht der Lastwagen auf der falschen Strassenseite (in Äthiopien fährt man rechts)? Warum fährt der Fahrer über den unbefestigten Randstreifen, wo doch ein Blinder sieht, dass es dort tiefe Schlaglöcher hat?
Die Strassen an sich sind im Hochland recht gut instand. Sobald die Route über Oromia-Land führt, gibt es keine Schlaglöcher mehr, der Asphalt scheint eben erst aufgetragen worden zu sein. Das ändert krass, wenn man über die Strassen im Umland von Addis Abeba fährt. Dort scheint das Geld für anderes verwendet zu werden.
Auf unserer 500 Kilometer langen Fahrt von Addis nach Bahir Dar haben wir drei schwere Unfalle und acht Pannen angetroffen, bei mindestens einem Unfall hat es Tote gegeben. Das wundert ein wenig, weil richtig schnell fährt hier keiner, mehr als 80 km/h steht selten auf dem Tacho. Es gibt aber viel Verkehr überland und noch viel mehr Fussgänger, Kühe und Ziegen sowie Ochsenkarren. Sie alle benutzen die Strasse weil es keine anderen Wege gibt. Auch in den Dörfern gibt es nur diese eine Strasse, selbst die im vorherigen Post erwähnte Achse Kairo-Kapstadt führt mitten durch die Dörfer im abessinischen Hochland. Da braucht es Nerven wie Stahlseile und eine gewisse innere Ausgeglichenheit. Mein Fahrer Balai hat diese, ich habe sie nicht. Aber ich fahre ja nicht, sondern darf mehr oder weniger entspannt zuschauen.