Klostervirus

«Du bist dran mit Geben», sagte Polizist Dibidäbi zu Karre, der ihm gegenüber sass.
«Bist du sicher», grinste der Garagist.
«Todsicher», warf Dr. Langenegger ein, «so sicher wie das Virus aus einem chinesischen Labor!»
«Du meinst, dass Tiara wirklich in China gezüchtet wurde, um uns auszurotten?» fragte Dibidäbi halb scherz-, halb ernsthaft.
Langenegger: «Alles weist darauf hin, die Amis und Franzosen stellten es fest, nur die Chinesen streiten es ab. Die Franzosen fanden sogar heraus, dass die Seuche in einem tibetischen Kloster ausbrach. Den Mönchen hat es aber nichts ausgemacht, sie waren irgendwie immun, so dass niemand was merkte.»
Dibidäbi runzelte seine haarfreie Schädeldecke. Langenegger bemerkte es, wusste aber nicht ob es wegen der Karten war, die der Polizist in seiner Linken hielt, oder ob dem, was er gerade sagte.
«Schellen», sagte Karre und warf den Trumpf-Puur in die Mitte der Matte.
Karre: «Ja aber warum und wie kam das Virus dann vom Kloster in dieses Labor?»
Gipfel hatte keine Trümpfe und warf ohne ein Wort zu sagen eine für ihn wertlose Karte, den Rosen-Ober, in die Mitte der Matte.
Langenegger, der mit Karre zusammenhielt, schmiss zufrieden grinsend den Eicheln-Ober auf die drei Karten in der Mitte der Matte und sagte «Drüblatt!»
Gipfel: «Von was?»
Der Chefarzt deutete auf den Ober: «Von diesem Ass!»
Karre grunzte auf den Stockzähnen und brachte sein Nell: «Also wie jetzt mit diesem Virus?»
Langenegger: «Also es ist etwas kurios, aber die haben es so rausgefunden: Das Kloster nahm an einem wissenschaftlichen Programm teil. Es ging um Untersuchungen des Spermas von Mönchen. Ein Päcklibote brachte Proben aus dem Kloster in ein Labor. Dabei muss er sich selbst und dann die Laborleute angesteckt haben. Der Pöstler und der Laborleiter starben innert zehn Tagen und zwei Laboranten bekamen eine heftige Grippe. Man fragte sich natürlich was da passierte und fand dann das neue Tovid-Virus.»
Nach zwei Umgängen waren schon sechs Trümpfe gegangen. Garagist Karre räusperte sich – für Langenegger war das ein klares Zeichen. Die Gegner spürten intuitiv, dass es passieren würde. Karre brachte das Trumpf-Ass, holte sich damit den siebten Trumpf und hatte nun selbst den letzten, die Schellen-Acht, in seinem Blatt. Karre spielte weiter aus, sein Partner behielt, was er behalten musste. Dann flog das Eicheln-Zäni auf die Matte, Langenegger stach mit dem Ass und brachte seine zwei Eicheln. Den letzten Stich holte sich wiederum Karre mit dem einzigen verbliebenen Trumpf.
«Leider nur zweifach, aber es reicht trotzdem – wir bedanken uns!» rief Karre. Gipfel zählte bei beiden die Striche auf der Schiefertafel nach, alles richtig, Karre sagte: «Match und Schluss, drei Striche auf der Rückseite, damit sind wir sechs voraus, ich muss leider gehen, muss noch einen Lambo verkaufen, auszahlen bitte!»
«Na toll», brummte Dibidäbi und suchte nach Münz in seinem Portemonnaie.
Gipfel sagte zu Chefarzt Langenegger: «Glaubst du die Geschichte, die du da grad erzählt hast?»
Darauf dieser: «Technisch kann es schon sein. Aber du weisst ja selber, was die Medien zusammenzapfen, das ist in den Fachmedien nicht besser, und dass die hohe Politik da und dort auch mal ein Gerücht, das ihr dient, verbreitet, weisst du auch. Aber die Geschichte ist ja noch gar nicht fertig. Angeblich sei das Virus nach der Enteckung sofort in ein Labor der Chinesen nach Djibouti gebracht worden. Erst dort sei es aus irgendwelchen Gründen, man sagt, wegen eines Autounfalls, in die Umgebung gelangt. Und man sagt auch, die Ersten, die es aufgelesen haben, sind italienische Soldaten vom Stützpunkt dort gewesen, die wiederum hätten es nach Norditalien gebracht. Dann gings ja bei uns los.»
«Italienische Soldaten, Djibouti, Chinesen, also das ist schon alles ziemlich krass, opferdelli», sagte Gipfel und suchte nach Münz in seinem Portemonnaie.
Darauf Polizist Dibidäbi: «Jaja, die Weltpolitik ist manchmal krass, gut dass wir nicht alles wissen, göll!»
«Keine Ahnung, wo dieses Dschibuti ist», knurrte Karre und packte seinen Gewinn in seinen Geldseckel, «und meine Italo-Karren sind mir lieber als Italo-Soldati mit Tiara.»
«Djibouti, hm», dachte Gipfel laut, «da war doch mal was, Djibouti, opferdelli, … .»