PROCIDA. Eine Entscheidung, die leicht fällt. Draussen, da wartet die grausame Welt, eine Welt in Masken und Handschuhen, eine Welt die so keine mehr ist. Die Seuche lauert in jedem Kubikzentimeter Luft, an jedem Quadratzentimeter Haut, an jedem Handlauf, jeder Türklinke, jedem Menschen.
CRUEL WORLD. Da nehm› ich doch lieber das BEER, oder noch besser, in Italien, ein Glas Wein. Auf der Insel Procida ist’s weisser Wein. Falanghina zum Beispiel. Weisser kühlt. Bei dieser Hitze. 35° jeden Nachmittag. Der Tod für jedes Bakterium, jedes Virus, jeden Pilz. Noch immer scheinen die ItalienerInnen geschockt vom unsichtbaren Feind, der da über sie herfiel im Januar. Drei Monate Ausgangssperre haben sie hinter sich. Drei Monate alleine, zu zweit, zu dritt in der kleinen Wohnung. Nur eine/r durfte raus mit dem Hund oder um einzukaufen, und der oder die musste sich selbstdeklarieren: 1. ich bin gesund, 2. ich muss raus weil es dringend ist und 3. ich bin für mich selber verantwortlich.
Eine grausame Welt, in der man sich erklären muss, warum man draussen in ebendieser grausamen Welt ist. Doch ist, oder war’s drin weniger grausam? Eng, stickig, heiss, einander auf den Sack gehen, Streit, Gewalt, Kampf um Lebensmittel, wer muss, darf raus. Ein Stück dieser grausamen Welt liegt hinter ihnen, den ItalienerInnen, liegt hinter uns. Vielleicht. Wir nutzen die Zeit, niemand weiss wie’s morgen ist, nutzen wir die Zeit. Leben wir, gehen wir raus, trinken wir Bier! Oder eben Wein. Vino bianco, Falanghina zum Beispiel.
Entscheidung an der Mole von Procida