Erst seit gut zwei Jahren gibt es die neue durchgängige Eisenbahn von Addis Abeba nach Djibouti-Ville. Sie führt über 756 km durch die äthiopische Tiefebene an den Golf von Aden. Für Äthiopien bedeutet die neue Eisenbahn seine Nabelschnur zum Meer. Als eines der bevölkerungsreichsten Länder Afrikas, 105 Mio Einwohnende, hat Äthiopien keinen direkten Zugang zum Meer im eigenen Land. Dabei importiert das Land fast alles aus dem Ausland. Schon 1917 wurde eine Schmalspurbahn gebaut, die 90 Jahre lang in Betrieb war, aber mangels Unterhalt bzw. Effizienz vergammelte und schliesslich eingestellt wurde.
2010 erkannte Äthiopien erneut die Wichtigkeit einer zweiten Landverbindung – neben der gut ausgebauten Strasse A1 – zum nächstgelegenen Meereshafen und gab ein neues Eisenbahnprojekt in Auftrag. China schnappte sich den Auftrag und baute innert Rekordzeit das 756 km lange Trasse zwischen Lebu (Addis Abeba-Süd) und Nagad (Djibouti-Ville) für 3.3 Mia US$. 2016 wurde sie für den Güterverkehr in Betrieb genommen, 2018 für den Personenverkehr. Alle vier Tage fährt ein Zug von West nach Ost und umgekehrt. 16 Stunden dauert die Fahrt, für Ausländer kostet sie 45 US$, für Einheimische die Hälfte.
Man muss sich gut vorbereiten auf die Fahrt. Es gibt kein Restaurant im Zug, auch nicht auf den Bahnhöfen, nicht einmal ein Getränkeautomat. Man wird, einmal eingestiegen, nicht mehr aus dem Zug gelassen bis zum Zielbahnhof. Man muss also Proviant für einen Tag mitnehmen, wobei man den schon am Tag zuvor einkaufen muss, weil es auch am Startbahnhof keinen Laden oder auch nur einen Kiosk hat. Dafür sind die Kontrollen intensiv, die sind aber zum Schutz der Passagiere und auch um illegale Flüchtlinge abzuhalten. Allerdings würde man nicht verdursten denn es gibt fliegende Händler, nur ein gegrilltes Steak haben die natürlich nicht im Angebot – dafür aber Khat (wenn man eine Handvoll davon kaut, hat man keinen Hunger mehr).
Der Zug funktioniert tiptop. Er ist sogar pünktlich, obwohl er unterwegs wegen Viehherden etliche Male anhalten muss. Das Ein- und Auschecken braucht Zeit, Kontrollen und Checks wie auf einem Flughafen. Customs, Immigration, Ticketkontrolle, Einreisevisa, eine halbe Stunde dauert das mindestens. Dass alles funktioniert, dafür sorgen die Chinesen. Neben jeder/m äthipischen/djiboutischer/n Bahnbediensteten steht ein/e Chines*In, die ihn/sie kontrolliert oder unterstützt. Beim Warten – siehe Bild – braucht es diese Unterstützung nicht. Warum zwischendurch etliche Male intensiv auf die Weiterfahrt gewartet wird, bekommt der/die Passagier/in nicht zu wissen. Dass dann am Zielbahnhof keine Taxiflotte wartet, ist subptimal bei mangelnder Vorbereitung. Nur – wer sollte einem das vorher sagen?