Bis vor 25 Jahren lebten hier noch Nomaden. Die Franzosen haben dafür gesorgt, dass aus den «Rumtreibern» Sesshafte wurden. Mitte des 20. Jahrhunderts lebten in dem kleinen Land (das ja erst durch die Franzosen als Kolonialherren zu einem Land mit Grenzen wurde) um die 60’000 Menschen. Danach ging es explosionsartig voran, heute sind es fast eine Million. Das hat mit der Urbanisierung (Landflucht) zu tun und nicht nur mit der Fortpflanzungsfreudigkeit der Menschen am Horn von Afrika. Djibouti liegt strategisch günstig und bietet Boden für rege Handelstätigkeit. Der Hafen von Djibouti-Ville und die militärischen Stützpunkte der Amerikaner, Franzosen, Italiener, Japaner und nun auch der Chinesen bieten Arbeitsplätze. Aber nicht alle, die in die Hauptstadt zogen, fanden hier einen Job. Offiziell ist die Arbeitslosenrate bei 60 Prozent. Die Automatisierung des Hafens sorgt nicht eben für neue, im Gegenteil. Und doch stiegen in den letzten 25 Jahren in Djibouti-Stadt die Einkommen, die Preise und die Lebensqualität, derweil das Drittel der Bevölkerung, das noch auf dem Land lebt, von dem nicht allzuviel mitbekommt.
Und nun sind auch die Chinesen da. Still und leise, bzw. von Europa und dem Rest der Welt nicht wirklich registriert, installieren sie sich, investieren sie und reissen sich Hektare um Hektare wichtigen Baugrund unter den Nagel. Djibouti soll zu einer wichtigen Drehscheibe auf der neuen Seidenstrasse, «One Road, one Belt», werden, bzw. ist es schon längst. Durch den Golf von Aden vor Djibouti fährt ein Drittel des globalen Handelsschiffsverkehrs. Ein Teil davon läuft den Hafen von Djibouti an und wird hier umverteilt oder auf die Züge und Lastwagen nach Äthiopien verladen, wo mehr als 100 Mio Menschen versorgt werden wollen. Kein anderer Hafen an der Küste des Roten Meers kann diese Aufgabe erfüllen. Das kleine Djibouti ist das Tor nach Nordostafrika.
Handelströme brauchen sichere Wege und Umschlageplätze- und das bietet Djibouti. Die Regierung begrüsst und fördert den Handels- und Militärverkehr und hält die Hand hin. Von den Lizenzen und Pachtzinsen aus dem Hafen und der Militärstützpunkte finanziert sie ihren Staatshaushalt (und vermultlich auch sich selbst). Das macht das kleine Land zum teuren Hotspot. Für die Gutverdiendenden kein Problem, für die Militärs (ca 5% der Bevölkerung) auch nicht. Für die Chinesen, die grad einen neuen Hafen bauen, die neue Bahnlinie nach Addis Abeba gebaut haben und wohl noch so einiges bauen werden (Entsalzungsanlagen, Energieversorgung, vielleicht, hoffentlich, auch mal eine Kehrichtverbrennungsanlage), auch nicht, sie leben schmal und essen sowiso nur Lebensmittel das sie aus ihrer Heimat heranschaffen.