Das AKW Tschernobyl befindet sich heute im Rückbau. Der havarierte Block 4 wurde 2017 mit einem sogenannten Sarkophag überdeckt und komplett stillgelegt. Derweil haben die Vorbereitungen für den Rückbau der Blöcke 1 bis 3 längst begonnen.
Ein Bild das es nicht geben dürfte. Es ist ist nicht erlaubt, das AKW aus einer anderen als der von den Behörden vorgegebenen Perspektive zu fotografieren, deshalb habe ich dieses Pic aus dem fahrenden Bus gemacht. Man sieht hier die ganze Kraftwerksanlage mit den Blöcken 1 (rechts) bis 4. Auf Block 4 sieht man den Sarkophag der im letzten Sommer nach fast zehnjähriger Planungs- und Bauzeit über den havarierten Reaktor, der nach dem Unfall provisorisch mit viel Beton verschlossen wurde, geschoben wurde. Im geborstenen Reaktor brodelt immer noch ein Tel des nuklearen Kernbrennstoffs, von dem man nicht weiss, wieviel noch drin ist. Ein wesentlicher Teil des Brennstoffs sowie grössere Mengen des Graphitmoderators wurden ja in die Luft geschleudert und ist dabei zerbröselt. Der Staub kam dann als Fallout in der Umgebung und im weiteren Verlauf über ganz Mittel- und Nordeuropa wieder runter.Die Blöcke 1 bis 3, ein jeder mit etwa der gleichen Leistung wie das AKW Gösgen (950 MW) sind nacheinander, der letzte 2000, abgestellt worden und werden nun für den Rückbau vorbereitet. Die Reaktoren befinden sich in den schwarzen Gebäuden hinter der Maschinenhalle, also dem Generatorenraum im Vordergrund. Ganz vorne sieht man das Becken für den Kühlwassereinlauf. Dieses Becken ist Teil eines grösseren künstllichen See-Reservoirs, das seinerseits durch Zuläufe von Flüssen in der Umgebung, darunter der Dnjepr, gespiesen wird.
Die Strahlung in der Umgebung der Anlage ist nicht höher als sonstwo auf der Welt. Das heisst, man kann sich der Anlage gefahrlos nähern, es arbeiten ja noch ca. 3’000 Leute da drin. Die allerdings nach der Schicht aus der 30km-Zone raus müssen und ausserdem nach jeweils 15 Tagen abgelöst werden. Das heisst, wer hier arbeitet, hat stets 15 Tage à 8 Stunden Dienst, dann 15 Tage Ferien. Für diese Leute wurde ab 1986 ca. 200km östlich die neue Stadt Slawutytsch gebaut, wo heute etwa 25’000 Menschen leben.36’000 Tonnen Beton und Stahl, 250m Spannweite, 108m hoch, 1,5 Mia € Kosten (die die EU und 40 Staaten bezahlt haben). Das grösste bewegliche Bauwerk der Welt wurde nur 1x bewegt und zwar vom Ort, wo es gebaut wurde, zum Block 4, der havarierte, 300m weiter östlich. Er soll 100 Jahre halten, bei guter Pflege, und allen Unbill vom Reaktor, bzw. das was von ihm noch übrig ist, ab-, bzw. den Unbill, der aus ihm entweichen könnte, drin behalten. Natürlich wird das radioaktive Zeug, das da geschützt wird, noch ein paar hunderttausend Jahre weiterstrahlen, doch erst mal ist Ruh› für 100 Jahre, derweil man sich überlegen kann, wie es danach weitergeht.
Dies ist die Perspektive, von der aus man fotografieren darf. Näher lassen sie uns Touris nicht ran. Unsere Dosimeter registrieren hier keine übermässige Strahlung. Was unsere Gedanken anregt, ist eine andere Sache. Kein Ort, an dem man länger verweilen möchte.