Die Justiz reagierte nach dem Unfall in Tschernobyl schnell. Die Schuldigen waren bald eruiert: Der Direktor und führende Ingenieure mussten das Desaster auf sich nehmen.
Der russische Ingenieur Viktor Bryukhanov war von 1979 bis 1986 Chef der Kernkraftwerkanlage, also von der Inbetriebnahme bis zum Unfall in Block 4. Sein Büro befand sich im Gebäude der Kraftwerksadministration auf dem Gelände der Anlage (im Bild rechts). Bryukhanov wurde in der Nacht der Explosion in seinem Prypjater Wohnhaus ziemlich schnell geweckt und er stand schon eine Stunde nach dem Unfall im Kommandoraum des Blocks 4. Wie viele andere dort sich Aufhaltenden wurde er zünftig verstrahlt, man spricht von einer 250-fachen Jahresdosis, was nicht unbedingt den sofortigen Tod bedeutet, aber ziemlich sicher Langzeitschäden (was dann auch zutraf für Bryukhanov).
Schon 1987, also nur ein Jahr nach dem Unfall, wurden Bryukhanov und fünf weitere führende Manager als die Schuldigen am Unfall zu Gefängnisstrafen verurteilt. Der Chef erhielt 10 Jahre, wovon er wegen seines sich verschlechternden Gesundheitszustands nur 5 Jahren absass. 2011 war der ehemalige Tschernobyl-Direktor 75, ob er heute noch lebt habe ich nicht herausgefunden.
Auf dem Bild sieht man im Hintergrund den 2017 gebauten Sarkophag über dem Block 4, davor die lange Maschinenhalle, die die Blöcke 1 bis 4 verband. Am Bürogebäude rechts hängt ein Kunstwerk, das einen Vogel als «friedliches Atom» darstellt . Die Wandskulptur wurde 1986 kurz vor dem Unfall montiert. Der Künstler erhielt sein Honorar leider nie, weil seine Rechnung im Chaos nach dem GAU wohl irgendwie verlorenging.