Prypjat, nicht Tschernobyl ist die Geisterstadt. Prypjat wurde am 27. April 1986 nach dem Unfall in Reaktor Nr. 4 des AKW Tschernobyl vollständig evakuiert. 49’360 Einwohnende, darunter 15’500 Kinder, wurden innert weniger Stunden an andere Orte der damaligen Sowjetunion gebracht. Keiner kehrte je zurück.
Ein Hochhaus eignet sich gut, um sich einen Überblick zu verschaffen, auch wenn man es eigentlich nicht betreten dürfte. Aber wie schon erwähnt, wenn man die Sachen nur von aussen sieht, sieht man nicht alles. Von oben sieht man da schon mehr.
Wir sind hier auf einem der sechs 16-stöckigen Hochhäuser der ehemaligen 50’000-Seelen-Stadt Prypjat am gleichnamigen Fluss, «the most beautyful atomic city of the world» (man müsste das hier jetzt auf russisch hinschreiben aber dann versteht es ja keine/r). Am Horizont in etwa 3km Entfernung sieht man den zweiten Sarkophag über dem Block 4 des AKW Tschernobyl. Im Vordergrund sieht man die Wohnsilos der Stadt Prypjat. Die Bäume in Räumen dazwischen sind erst in den letzten 32 Jahren dort gewachsen. Vorher war da Strassen, Fusswege, Blumenrabatten und Rasenflächen. Die Natur holt sich alles zurück, nur gegen den Beton kann sie nichts machen. Wenigstens vorläufig. In 100 Jahren werden wohl auch die Häuser zurückerobert, bzw. zusammengefallen sein.
Die natürliche Rückeroberung sagt aber auch, dass die Natur nicht allzuviel Schaden durch den Reaktorunfall davongetragen hat. Die Flora entwickelt sich relativ normal, und es gibt Vögel, Insekten, Schmetterlinge usw. Streunende Hunde oder Katzen gibt es keine. Sämtliche Haustiere in der 10km-Exclusion-Zone wurden nach der Evakuierung 1986 erschossen und vergraben. Es gibt hier noch leichte radioaktive Strahlung, aber unsere Dosimeter zeigen noch Werte unter der Schmerzgrenze. Deshalb darf man die Stadt betreten, jedoch nur tagsüber.
Zum Vergleich hier ein Pic aus dem Sommer 86 kurz nach dem Unfall:
https://www.aerztezeitung.de/ex…/bildergalerie/Default.aspx…