Abschied vom unspektakulären Oman und nächtliche Ankunft in Beirut – Die Nullen auf den Geldscheinen werden mehr und dabei sind die Scheine doch nicht viel mehr wert – Und nachts fahren sie wie die Pickten
BEIRUT. Nicht dass ich es unbedingt hätte sehen wollen, dieses Beirut. Aber es ist auf meiner Liste der mittelfristig zu besuchenden Städte und ausserdem hat es sich grad so ergeben. Muskat – Dubai – Beirut – Istanbul – Zürich, warum sollte ich drüber fliegen über all die schönen Orte mit bestimmt auch schönen Restaurants und Beizen. Also runter in Beirut, lasst mich die Süsse der Levante geniessen.
An dieser Stelle sollte ich vielleicht noch anfügen, dass ich eben erst drei Tage in Muskat verbracht habe, aber davon überhaupt nichts schreibe. Es hat seinen einfachen Grund: In Muskat, bzw. dem Stück Fels und Sand mit den gefühlt 100’000 mehr oder weniger zufällig am Golf von Oman verstreuten Villen und Palästen ist ganz einfach nichts los. Es liegen keine Geschichten auf der Strasse, wo man nur Autos mit rundum geschlossenen schwarzen Scheiben sieht und deshalb keine Menschen. Ausser die gefühlt Millionen von Männern aus Bangladesh und ein paar Frauen, die die Arbeit machen, derweil die Omanis in weissen Gewändern in Hotellobbies sitzen und sich von ausländischen Geschäftsleuten den Tee bezahlen lassen. Wenn sie nicht gerade mit ihrem Benz in der Gegend herumfahren (nicht wie die Pickten, das scheint im Oman recht heftig bestraft zu werden). Immerhin aber habe ich in Alt-Muskat (Mutrah) ein schönes Restaurant mit einer phänomenalen Aussicht auf die Corniche und die Yachten des Sultans gefunden und getestet.
Nun aber Beirut. Es ist kurz vor Mitternacht und der ATM (Bancomat) im Flughafen spuckt mir 100’000 Libanesische Pfund in die Hände (ca. 60 CHF). Natürlich kann ich den Taxifahrer damit nicht bezahlen, da er kein Wechselgeld hat. Das ist das Seltsame an den Taxifahrern dieser Welt: Sie haben nie Wechselgeld, obwohl sie den ganzen Tag Geld einnehmen. Dabei kostet mich diese Fahrt hier 30’000 Pfund und ich halte ihm einen 50’000-Schein hin. Der Mann am Hoteldesk gibt mir auf einen 50’000ender einen 20’000ender und zwei 10$-Scheine. Aha. Grosses Rechnen, derweil wartet der Fahrer vor dem Haus, ich rechne und muss feststellen, dass die Rechnung stimmt. 20$ sind 30’000 Pfund oder 20 CHF. So geht das während meines ganzen viertägigen Aufenthalts hier in Beirut: Der amerikansiche Dollar ist Zweitwährung und ich muss rechnen, rechnen, rechnen. Pfund in Dollar und umgekehrt, $ in CHF, CHF in Pfund, Pfund dividiert mit 3 multipliziert mit 2 minus drei Nullen. Dabei muss ich nebst der Rechnerei auch immer im Auge behalten, ob der Preis für etwas nachvollziehbar ist und ich nicht beschissen werde. Davon habe ich nämlich den Eindruck ein paar Tage später, als ich für einen Cappucino (was ich sonst enad nicht trinke, aber ich hatte grad mal Lust) umgerechnet $6.50 bezahle, umgerechnet gute 6 CHF, was natürlich viel zu viel ist, es sei denn man wäre grad in einem Starbucks Café.
Das Hotel «Beverly» hat einen recht günstigen Tagespreis und ein miserables WiFi. Vom Mittelmeer, das grad um die Ecke liegt, sehe ich nichts, da die Zimmer exakt auf die andere Seite schauen. Ausserdem führt vor dem Hotel die vermutlich meistbefahrendste Einbahnstrasse von Beirut vorbei. In der Nacht knallen sie hier mit Porsche’s und Ferrari’s vorbei als hätten sie sie geklaut. Ich spüre im Hals etwas Kratziges und meine Stimme ändert die Tonart. Als ich am nächsten Morgen, Montag, aufstehe, spüre ich heftige Schmerzen beim Schlucken. Ich befinde ich mich im Vorstadium einer Grippe, was ich aber in diesem Stadium noch nicht als solches wahrnehme.