Nur weg von hier – Doch der Plan sieht noch eine Übernachtung im Hotel Rowinja vor – Sofern ich es denn finden werde – Dann muss mich noch jemand zum Flughafen bringen und ein anderer darf die eine Busse bezahlen
KHARTOUM. Schon beim Umsteigen vom Bus ins Taxi beginnen die Probleme. Sami, mein gutmeindender Freund und Heimatlanderklärer, den ich auf der «Sinai» kennengelernt habe und der von seiner Arbeit in Kairo in seine Heimatstadt Khartoum reist, meint, ich soll hier, am Stadtrand aussteigen und ein Taxi aufhalten: «Es ist hier besser um ins Zentrum zu kommen, der nächste Bushalt ist weit weg von da wo du hinwillst!» Als ob Sami wüsste, wo ich hinwill. Mir kommt dieser Ort an einer Superkreuzung wo gefühlt sich vier Highways verbinden schon weit genug vom Stadtzentrum vor, so dass ich mir nicht recht vorstellen kann, dass der Bus ins Zentrum fährt und erst weit ausserhalb dann endgültig hält.
Nur, ich muss Sami Glauben schenken, denn ich habe nur vage Ahnung, wo ich bin und wo ich hinmuss, und vor allem weiss ich tatsächlich nicht, wo der Bus noch halten wird. Also steige ich aus, schnappe mir einen Minibus und handle mit dem Fahrer einen Fahrpreis aus (was man eigentlich nicht macht bei einem Minibus, sondern man wartet bis der Bus voll ist und zahlt dann einen Bruchteil vom Preis, aber es ist kein Taxi weit und breit zu sehen). Wenig später stellt sich heraus, dass der junge Fahrer nicht weiss, wo mein Hotel «Rowanya» ist. Ich zeige ihm das Ziel auf meinem Handy. Er tut als hätte er verstanden, trotzdem lenkt er den Mini-Daihatsu in Richtung Nordosten, obwohl das Hotel im Süden liegt. Er wird schon wissen was er tut, denke ich, aber an der nächsten Kreuzung tut er so, als wüsste er es nicht.
Nun übernehme ich die Führung und lotse den Jungen durch das Zentrum der Stadt. Der letzte Kilometer scheint einfach: auf der «Africa Street» mitten durchs Zentrum nach Süden dann im richtigen Moment nach links abbiegen. Der Mann verwirft die Hände. Ich bedeute ihm inständigst, ganz links einzuspuren auf der dreispurigen Strasse. Er verwirft die Hände (hier muss ich einfügen, dass der Junge kein Wort Englisch kann und ich keines in Sudanesisch). Da greife ich ihm ins Lenkrad. Das geht natürlich grad gar nicht und der Bursche wird unwirsch. Mittlerweile ist die Kreuzung da und es ist keine, sondern eine Unterführung. Um links abzubiegen, hätten wir längst rechts abbiegen und dann auf die Überführung fahren müssen. Darum also verwirft der gute Mann neben mir ständig die Hände. Ich huste, grauenhafte Luft hier.
Am nächsten Tag wiederholt sich die Geschichte. Ich schnappe mir ein Rikshaw um zum Flughafen zu gelangen. Dazu muss man wissen, dass der Flughafen von Khartoum mitten in der Stadt liegt. Wenn man die Einfahrt verpasst oder nicht kennt, fährt man mehrere Kilometer um ihn herum. Ich sehe zwar den Flughafen auf meiner Handy-Map, aber nicht, wo die Einfahrt ist. Mein – wiederum junger – Fahrer hat offensichtlich auch keine Ahnung und muss drei Mal nach dem Weg fragen. Dann aber passiert ihm ein Lapsus und er spurt falsch ein. Rüberwechseln geht nicht mehr, weil Betonabschrankungen dazwischen stehen. Der Junge muss also in die Quartiere ausweichen, um irgendwie wieder dorthin zurückzukommen, wo er falsch gefahren ist. Als wir die Strasse, die zum Flughafen führt, wieder erreichen, hält er an und meint zu mir, dass ich das Taxi wechseln soll. Seine Hände zittern. Ich huste.
Ein älterer Rikshawfahrer nimmt mich auf. Aber schon bald stellt er fest, dass er nicht auf die andere Strassenseite wechseln kann, da wiederum Betonklötze das verhindern. Und wieder ist es diese vermaledeite Africa Street. Er fährt 200 Meter in den Gegenverkehr und wechselt dann über drei Fahrspuren hinweg bei einer Lücke zwischen den Klötzen auf die andere Strassenseite. Er grinst und ich halte meinen Daumen hoch. Da ist auch schon die Einfahrt zum Flughafen. Doch ein Pfiff lässt ihn aufschrecken. Einer, dann zwei, 30 Sekunden später umzingeln uns vier Polizisten. Grosse Disskussion. Auf mich schaut keiner, also schnappe ich mein Gepäck, drücke dem Fahrer ein meiner Meinung nach ausreichendes Fahrgeld in die Hand (es wird wahrscheinlich nicht für die Busse reichen) und verdrücke mich. Es sind nur noch 300 Meter bis zum Flughafen. Die Luft wird etwas besser als vorhin auf der sehr stark befahrenen Expressstrasse.
Bloss weg hier. Doch ich muss erst eine gute Stunde warten, bis ich in die Halle kann. Mein Flug könne noch nicht eingecheckt werden, sagt mir der Security-Mann am Eingang. Keine Beiz in der Nähe. Scheisse, dieses Khartoum. Nach dem Einchecken nochmals zwei Stunden herumhängen. Im einzigen Bistro in der Wartehalle gibt es Pulverkaffee und Pringles. Im sogenannten Duty Free Shop gibt es Mitbringsel, Kopftücher und geschnitzte Schlüsselanhänger. Aber sicher keinen billigen Schnaps. Dafür Wolldecken made in Switzerland. Endlich geht der Flieger. «flydubai» nach Dubai.