Heissluftballon sürzt ab – Kuweit kauft Gas und Ägypten will einen Satelliten ins All schiessen – Manchmal kann man gar nicht richtig glauben, was in der Zeitung steht
LUXOR – Man, also ich, will ja auch auf Reisen gerne erfahren, was so läuft in der Welt. Das kann man tun, indem man sich die News im TV anschaut, von denen man aber das meiste nicht versteht, weil sie hier in Ägypten in Arabisch gesprochen sind. Natürlich gibt es per Satellit auch den einen und anderen News-Sender aus Übersee, alle in Englisch, einer in Französisch, keine auf Deutsch. Aber das Auftanken von News per TV hat den Nachteil, dass man im Hotelzimmer bleiben muss, und das ist jetzt nicht grad das, was mich begeistert.
Also beschaffe ich mir eine Zeitung und setze mich zum Frühstück auf die Hotelterrasse, die, nebenbei bemerkt, eine phänomenale Sicht auf den Nil und die Westbank gewährt. Der «Middle East Observer» liegt gratis am Desk auf. Darin stehen ziemlich verrückte Dinge wie, dass Ägypten mit der JAXA (Japanese Aerospace Exploration Agency) einen Vertrag zwecks Verschuss eines Satelliten ins All im Juni dieses Jahres geschlossen hat. 70-80 Prozent der Komponenten des Satelliten sollen aus ägyptischer Produktion kommen. Unglaublich, anbetrachts der Tatsache, dass in diesem Land noch 40-jährige Peugeot’s 405 verkehren und Ochsen- und Eselkarren zur Zuckerrohrernte eingesetzt werden.
Die zweite Meldung ist ebenso erstaunlich. Demnach wird das Scheichtum Kuweit von der holländischen Shell Plc. in den nächsten 15 Jahren 2 bis 3 Millionen Qubiktonnen Flüssiggass kaufen. Und zwar um Kuweit’s steigenden Bedarf an elektrischer Energie für Klimageräte im heissen Sommer zu decken. Ein Golfstaat muss Gas kaufen? Die Erklärung folgt auf den Fuss: Kuweit kauft dieses Flüssiggas (LNG = Liquid Natural Gas) um den Verbrauch von Erdöl zur Erzeugung von Strom zu senken. Eigenes Öl verkaufen, fremdes Gas kaufen. Dazwischen scheint ein gehöriger Profit zu sein.
Die dritte Meldung kommt per Internet. Im Tal der Könige – also grad vis à vis meines Hotels – ist gestern ein Heissluftballon mit 20 Touristen abgestürzt. 12 Menschen wurden verletzt, eine südafrikanische Touristin starb. In der Tat ging gestern ein starker Wind (womit gestern die Einnahme des Frühstücks auf der Terrasse unmöglich war), doch die verantwortlichen Behörden meinten, dass das Fahren mit den Ballonen trotzdem möglich sei. Dazu muss man wissen, dass jeden Morgen zurzeit rund ein Dutzend Ballone von der Westbank in den Himmel steigen, damit die Touris sich das Tal der Könige und seine wirklich schöne Umgebung mit Nil und Wüste undso, aus der Vogelperspektive betrachten können (in besseren Zeiten seien es das Doppelte gewesen, sagt man mir). Die Flüge werden für zwei Tage ausgesetzt. Am Sonntag, als ich mich zur Weiterreise nach Assuan aufraffe, fliegen sie wieder. Tschuldigung, fahren sie wieder.