CASERTA. Gedanken darüber, was man jetzt grad darf und was nicht und wie wenn doch, muss man sich nicht machen. Wo Übertragungsgefahr lauern könnte, lassen sie einem nicht hin, oder wenn doch, dann nur in einer Richtung. Vorne rein und hinten raus. Doch wo ist bei einem Eisenbahnwaggon hinten, wo vorn? Kein Problem. Bei der einen Türe – «SALITA» – darf man einsteigen, bei der anderen – «USCITA» – soll man, muss man aussteigen. Im Waggon drin sind Pfeile auf den Boden geklebt worden, die angeben, in welche Richtung man zu gehen hat. Wie das beim Toilettengang gehen soll, bleibt unerklärt.
Es darf nur jeder zweite Sitzplatz benutzt werden. Auch das ist markiert, mit einem Kleber auf Kunstledersitzen, mit einem Vlies auf Stoffsitzen. Stehen darf man nicht. Zu halbvollen Zügen führt das nicht, weil die Nahverkehrszüge eh (noch) nicht stark genutzt werden. Das Buchungsprogramm des Superschnellzugs «FRECCIAROSSA» (bzw. «FRECCIARGENTO» (roter/silberner Pfeil)) lässt zurzeit das Nebeneinandersitzen nicht zu. Im Zug, in diesem superschnellen, vollklimatisierten und mit lausiglangsamen WiFi ausgerüsteten Zug erhält man von einem Bediensteten ein Säckchen mit den wichtigsten Anticoronautensilien: 1 Maske, 1 Fläschchen Wasser, 1 Papiertaschentuch, 1 Fläschchen Desinfektionsmittel, 1 Vlies für das Kopfpolster. Alles in Plastik verpackt. Derweil kommt alle zehn Minuten ein anderer Bediensteter vorbei und räumt den Abfall weg. Ein/e KondukteurIn kommt nicht vorbei. Ein Kaffeeverkäufer auch nicht. Scheuen offenbar den Kundenkontakt.
Ich bin mir nicht im klaren, ob auf italienischen Bahnhöfen die Schutzmaske getragen werden muss. Auf dem Perron tragen die meisten keine, im Innern schon. Wenn man da eine Bar findet, darf man sie dort abziehen. Man darf sich ein Bier bestellen, aber man darf es nicht an der Bar trinken. Man muss sich eine Sitzgelegenheit suchen, die Barhocker sind aber weggeräumt. Der Barkeeper operiert hinter einer Plexiglaswand, die Zigarettenverkäuferin ebenso. Auf dem Boden sind 1-Meter-Markierungen und Doppelfüsschensymbole aufgeklebt. Wenn alle Markierungen mit Leuten belegt sind, dürfen logischerweise keine weiteren mehr rein. Der Weg in die Bar ist ebenfalls auf dem Boden markiert, der Weg aus ihr heraus, auch. Wenn man nicht allzu voll ist, sollte man die Pfeile eigentlich erkennen können.
Gibt es Ticketschalter im Bahnhof, ist nur die Hälfte besetzt und auch hier sind die Waerteabstände markiert. Stehen zwei Ticketautomaten nebeneinander, ist nur einer in Betrieb (dafür sechssprachig!). In grossen Bahnhöfen wie Roma Termini oder Napoli Centrale ist der Perronbereich vom restlichen Bereich durch Glaswände getrennt. In den Wänden gibt es Türen, durch die man rein und andere, durch die man raus kann. Rein kommt man nur mit Ticket und frühestens eine halbe Stunde vor Zugasabfahrt. Beim Passieren der Eingänge wird automatisch die Temperatur gemessen. Sicher vier Sicherheitsleute (Polizei? Militär? Geheimdienst? Covid-Jäger?) stehen bei Ein- und Ausgängen. Und klar, sind Sicherheitsleute in der Gegend, ist die Maske oben. Sonst tendenziell eher unten.
In den «Freccia»-Zügen erhält man sein persönliches Anti-fremde-Läuse-und-Viren-Vlies für das Kopfpolster. Ein Service den man auch in Nach-Corona-Zeiten aufrecht erhalten sollte (auch in der Schweiz imfall!).