NAPOLI. In Italien ist es derzeit nicht gemütlich, wenn man aus irgendeinem Grund Fieber hat. An Flughäfen, grossen Bahnhöfen, in vielen Restaurants, beim Besteigen einer Fähre – überall wird einem die Temperatur gemessen. Draussen ist es am Nachmittag jeden Tag um die 35 Grad und man hat ständig das Gefühl, jetzt sei man selber übertemperiert. Doch die Messgeräte arbeiten offenbar genau, geben bei mir stets 35.6 Grad an. Ich gehe zudem auch davon aus, dass die Temperatur der Leute auch unbemerkt gemessen wird. Und man wird wohl auch erfasst per Video, so wie in China. Keine Ahnung, was passiert, wenn man zu hohe Temperatur hat. Ganz blöd wär das am ersten Ferientag.
Doch solche Gedanken muss man weglegen. Man kommt ja wegen der Verbringung eines möglichst erfreulichen Urlaubs hierher. Erfreulich ist derzeit ein Urlaub in Italien, wohl auch in anderen Ländern, in der Tat. Es hat nämlich nicht sehr viel Leute, Touris, vor allem keine ausländischen (deutschen) Touris. Die Italiener sind selbst auch noch nicht allzu urlaubsgeil, obwohl seit dieser Woche Schulferien sind. Für unsereiner ist es das Paradies. Fast alle Restaurants sind geöffnet, alle Züge verkehren, die Flüge auf den Hauptverkehrsachsen sind in Betrieb, es herrscht fast überall schon wieder der Normalbetrieb. Die Leute, Kellner, Taxifahrer, Rezeptionisten (in Italien werden immer noch viele Jobs in der Tourismusbranche von Männern gemacht) sind freundlich. Sie wissen, was sie an einem haben. Die Läden sind offen, jedoch leer. In den ristoranti wird in gebührendem Abstand aufgetischt, auch auf der Terrasse. Im Zug ist jeder zweite Platz gesperrt, dennoch sind die Züge nicht voll. Leider aber funktioneiren diverse Services noch nicht, z.B. die Tour auf den Vesuv. Im Hotel Mercure in Bari sind Bar und Restaurant zu, das Frühstück wird statt am Buffet auf einem Tablett serviert und es ist alles, ausser der Kaffee, in Plastik verpackt. Nicht grad im Sinne des Klimaschutzes, dafür im Sinne des Virusschutz. Demgegenüber gibt es nirgends Papierhandtücher auf den öffentlichen Toiletten (was schon vor Corona nicht der Fall war), dafür die als Virenschleudern bekannten Lufttrockner. Na da lass› ich meine Hände doch lieber nass.
Temperaturmessung und Videoaufzeichnung im Bahnhof von Neapel