«Geisterstadt» – das trifft wohl für fast keine Stadt so zu wie für Prypjat im Norden der Ukraine. 1970 wurde dort das erste Fundament in Beton gegossen, 16 Jahre später wurde die Kleinstadt mit knapp 50’000 Einwohnenden innert 36 Stunden vollständig geräumt. Seither lebt kein einziger Mensch mehr da. Selbst die, die noch nach dem Rechten sehen, müssen jeden Abend raus aus dem Gelände.
Hier ein paar Fotos aus Prypjat’s Schulen, Kindergarten, Managerbüro, Sportanlagen, dem berühmten Freizeitpark. Auf den Bildern sieht es ziemlich wüst aus. Das kommt daher, dass im Laufe der Jahre sogenannte «Stalker» (aus dem Video-Game selben Namens, das in Prypjat spielt) die verlassene Stadt geplündert, alles irgendwie Verwertbare geklaut und den Rest zerstört haben. Dies obwohl das Betreten des Geländes ohne Bewilligung verboten ist und zudem nicht ungefährlich, da in der Umgebung – nicht in den Innenräumen – noch massiv radioaktiver Fallout herumliegt. Noch heute machen sich zahlreiche ukrainische Nachtbuben und Touristen (Sputnik) aus dem Ausland einen Spass daraus, nachts durch die Stadt zu streunen, um vielleicht doch noch etwas aus dem Nachlass der Einwohnenden zu finden.
Noch etwas zum Freizeitpark: Der «Парк культуры и» (Park für Kultur und Erholung) in einem Stadtteil im Norden Prypjats wurde 14 Jahre nach der Gründung der Stadt gebaut. Er sollte am 1. Mai 1986 eröffnet werden. Fünf Tage vorher, am 26. April, flog Block 4 des AKW Tschernobyl in die Luft und die Stadt Prypjat wurde evakuiert. Diese Vergnügungsbahnen (Ferriswhell, Karrussel, Schiffchenschaukel und Autoscooter) sind also sozusagen noch fabrikneu. Sie wären im Übrigen gratis zu benützen gewesen.
Der Park ist eine der am meisten radioaktiv verseuchten Zonen in der Stadt und zwar aufgrund des Umstands, dass die Helikopter, die den radiokativen Schutt von der Unfallstelle wegbrachten, hier drüberflogen. Weil es pressierte, waren die Ladungen nicht durchwegs sauber gesichert, so dass oft Material aus den Behältern fiel. Man kann hier Strahlenwerte von bis 25mSv/h messen, was schon ziemlich viel ist, bzw. lebensgefährlich. Diese Stellen sind jedoch den Guides bekannt und man wird darauf hingewiesen. Gehwege und Plätze sind im Park (wie in der ganzen Stadt) mehrmals dekontaminiert worden, so dass ein kurzer Aufenthalt oder das Durchgehen keine gesundheitlichen Schäden induzieren. Dennoch, das Durchstreifen des bizarren Parkts hinterlässt zutiefst zwiespältige Eindrücke.
Ziemlich beeindruckend auch das Video zu Pink Floyd’s «Marooned» aus dem Album «The Division Bell» (ab 2:29 Min.).