Früher hatte ich von diesem Ding an der Wand im Badezimmer eigentlich nie Notiz genommen. Irgendwann einmal fiel es mir aber doch auf und ich frage mich, wozu das Ding eigentlich gut sein mag. Es sieht irgendwie aus wie die Klingel, die üblicherweise auf einer Récéptionstheke steht. Man haut drauf (sofern der oder die Concierge grad nicht da ist) und es klingelt. Anständigerweise haut man nur einmal drauf, denn üblicherweise haben gute Concierges gute Ohren und reagieren adäquat. Und wenn nicht, dann sind es keine guten Concierges und somit ist es auch kein gutes Hotel.
Wie gesagt, das Ding, das ich meine, das aussieht wie eine Hau-drauf-Klingel (es tönt nicht lauter (das richtige Ding), je kraftvoller man draufhaut, imfall) auf der Empfangstheke, hängt üblicherweise im Badezimmer. Das heisst, es ist irgendwo an die Wand geschraubt und gibt nicht kund, wozu es gut ist. Nachdem ich wie erwähnt lange Zeit nicht mal Notiz genommen habe von diesem Ding (was nicht unüblich ist, da es noch einige Dinge in hotelbadezimmern gibt, wovon ich keine Notiz nehme, z.b. Bindensäckleinspender) fiel es mir dann doch einmal auf und ich fragte mich. Da es aber frappant ebendieser Hau-drauf-Klingel gleicht, wagte ich es nie anzufassen. Hätte ja sein können, dass es einen Ton von sich gibt, entweder gleich vor Ort oder in der Notfallabteilung des Hotels. Was natürlich in beiden Fällen recht peinlich hätte ausarten können. Ich meine, wenn da wer angerannt gekommen wäre und ich steh’ (oder sing’) nackt und unwissend in der Dusche und hau im Takt mit der Hand auf das Ding.
Aber dann kam mir der klärende Zufall zu Hilfe. Denn eines Tages, in einem, zugegeben, nicht so teuren Hotel, hing da der Knopf, den ich für den Klingelknopf gehalten habe, an einem Schnürchen aus dem besagten Ding an der Wand heraus. Ich nehme den Knopf, untersuchte ihn, fragte mich, wozu das lose aus der Dose hängende Knöpfen denn gut sein könnte. Ich kam dem Dings da jedoch nicht auf die Schliche. Es vergingen Jahre und viele Hotels und deren Badezimmer (das Ding gibt es nicht in jedem Hotelbadezimmer, tendenziell doch eher in südlichen Ländern), bis ich schliesslich mal in einem Hotel abstieg, in dem der Knopf am Schnürchen nicht lose aus der Dose hing, sondern quer durch die Duschkabine gespannt war. An der der Dose gegenüberliegenden Wand war nämlich eine Einschnappvorrichtung montiert (2 Kreuzschlitzschrauben, üblicherweise aus Chromstahl, wenn nicht, dann rostig), in die der Knopf mit der Schnür hintendrin eingeschnappt war. Doch noch immer kam ich dem Geheimnis dieser Vorrichtung nicht auf die Spur.
Dabei ist es doch ganz einfach: Das Ding ist eine ausziehbare Wäscheleine. Zu betrachten und allenfalls zu bestellen ist sie unter «Dekor Walther BA WL Wäscheleine ausziehbar, Best.Nr. 0532100» oder «Geesa Hotel Collection SH Wäscheleine ausziehbar Bestell-Nr.: G00134RVS zu 40,70 €» (Lieferzeit 5-10 Tage ). Wobei das Modell «Geesa» den Vorteil hat, dass auf einer Etikette der Zweck des Dings erklärt wird: Retractable Clothes Line – Pull out Line, Slip Knob into Bracket on Wall opposite (sich selbst zurückziehende Wäscheleine – Leine herausziehen, Knopf in den Halter an der gegenüberliegenden Wand einschnappen). Das teil hat sogar zwei unverzichtbare Finessen: Es zieht sich selbst zurück und es ist arretierter. Wie das rote Ding, womit man Hunde anbinden und ihnen gleichzeitig das Gefühl geben kann, sie seien nicht angebunden (bis die Leine zu Ende ist – urgl).
Dieses Ding der Firma Geesa hat keine allzu grosse Verbreitung, sonst wäre ich vielleicht schon früher auf den Sinn der Dose gekommen. Anderseits habe ich auch noch nie eine Wäscheleine im Badezimmer vermisst, ob ausziehbar oder nicht. Zu waschende Wäsche kann man doch dem Concierge geben. Und falls der grad nicht da ist, haut man eben kurz und zackig auf die Hau-drauf-Klingel.