hurghada

ferien, urlaub, unterrichtsfreie zeit. man kann es nennen wie man es will – diese zeit ist die zeit, in der die meisten leute hierzulande nichts tun. sie tun nichts entweder hier oder dort, wo sie gerade sind. ferienzeit ist auch sommerzeit, es ist die zeit, in der es hierzulande grösstenteils regnet. warum irgendwer die ferien ausgerechnet in den sommer verlegt hat, ist die grosse frage. vielleicht darum, weil es nur hier regnet und dort wo die leute sind, wenn sie in den ferien sind, nicht. dass es dort, wo sie sind, nicht regnet, sondern zumindest trocken ist wenn nicht auch noch 28°, sieht man, also facebooknutzer und facebooknutzerin, an den post’s, die sie, also auch ich, erhalten.

die sommerferienzeit ist zweifach, mindestens, frustend. nämlich erstens weil es regnet und weil zweitens man ständig sonnige föteli mit geröteten poeples am strand/in der strandbeiz/im meer/auf einer aussichtsterrasse anschauen muss. meistens steht nicht sehr viel gescheites dabei, was soll man auch gescheites schreiben, das föteli sagt ja alles: «mir ist dazu nichts gescheites eingefallen, jedenfalls nichts gescheiteres, originelleres, ausgefalleneres als all den anderen, die auch ferienföteli auf FB posten.» doch meistens unterscheiden sie sich in einem ganz kleinen, nichtsdestoweniger überaus wichtigen aspekt: dem ort des entstehen’s des föteli, selfie oder schnappschuss, wie man dazu früher noch sagte, der ort ist nämlich jenes feature, das eine/m vom/von der anderen unterscheidet.

das wichtigste nämlich am ferienföteli ist nicht der grad der weisse des strands, der bräune der haut oder der grüne des drinks mit dem sonnenschirmli, sondern der ort, wo es entstanden ist. möglichst exotisch muss der sein, möglichst selten gehört, möglichst mondän u.u., oder möglichst weit weg. rimini – vergessen! rimini ist längst passé. nach rimini gehen nur noch italiener und deutsche, die schon seit 40 jahren da hin gehen. hurghada – out! hurghada ist viel zu gefährlich. nach hurghada fliegen nur noch obergeizige gesellen, die destination ist nämlich grad sehr günstig zu haben. palma de mallorca – vergessen! ballermann ist abgelutscht, selbst die deutschen haben gepeilt, dass sich das hemmungslose saufen aus putzkübeln nicht gut hermacht.

punta cana ist grad in. oder bali. bali ist eigentlich immer in, nur vermag es halt nicht jede/r. dubai ist auch geil, obwohl da eigentlich nichts ist. seychellen ist auch ok, nur kann man damit nicht angeben, weil niemand weiss, wo das ist. aber eben, überall scheint die sonne. nur hier nicht. hierzulande regnet es ohne unterlass und aussicht auf besserung. noch dazu liegt überall arbeit herum und will man mal nichtstun und einen heben gehen, hat die beiz zu. betriebsferien. will man ein/e freund/in spontan besuchen gehen, ist sie/er nicht da. unterrichtsfreie zeit. würde man, also ich, gerne mal wieder die beine vertreten gehen im geliebten alpstein (und einen wurstsalat verdrücken), regnet es, oder es ist so schön, dass hundertausend dagebliebene unterländer und -länderinen die gleiche idee haben.

doch drittens, ein weiterer frust hemmt das vorankommen in dieser zeit: es schreibt sich nur ganz zäh. nicht vorhandene gedanken lassen sich nicht wirklich gut niederschreiben. «er kann sein potenzial nicht abrufen», würden fussballtrainer sagen. «schreibstau» würden aussenstehende sagen. aber dieses hässlichen wort’s würden wir schreibende uns nie bedienen, schon eher: kreativer breakdown, mentaler hangover, durchhänger ohne plausiblen grund. vielleicht auch: fehlende selbstdisziplin, mangelnder innerer (oder äusserer) antrieb, selbstinduzierte unlust. die folgen davon: nichts geht mehr. ausser man selbst anderen auf die nerven. wenigstens denen, die noch da sind. und zum finalen höhepunkt dann: selbstmitleid, hypochondrie, trunksucht. für all dies gibt’s dann einen gesellschafts- und krankenkassenfähigen oberbegriff: bournout.

genau. fühle mich ausgebrannt. ich burnoute mich durch die tage. vielleicht sollte ich den nächstbesten strand aufsuchen. hurghada sei grad günstig.