irina
«Hallo! Wie geht es Ihnen? Ich hoffe, dass alles schon fur Sie.»
natürlich weiss man bei solchen mails sofort, um was es geht. ausserdem ist ja das mailprogramm so freundlich, solche eingänge gleich gelb zu markieren. da weiss man, was man bekommen hat. mach‘ mir trotzdem amel einen spass draus, das zeug zu lesen (wenigstens die ersten ersten sätze), nur schon um zu staunen, was die übersetzungsprogramme aus solchen liebesanträgen machen (anfragen, mein bankkonto für einen millionentransfer aus liberia zur verfügung zu stellen, sind nur halb so liebenswert geschrieben).
«Ich schreibe Ihnen, weil ich ein Mann aus Europa Mein Name ist Irina
und ich bin 28 Jahre alt zu finden.»
sie sei aus novodvinsk (keine ahnung wo das ist) und erklärt sogleich auch wo das sei: «nordlich von russland» (dachte eigentlich, da sei der nordpol), und sie schreibt weiter:
«Also, lasst uns reden! Ich bin erzogen, freundlich und tolerant.
Mein Herz ist voller Liebe zur Natur und Musik.
Ich mag Lesen, Kochen, Gartenarbeit. Ich bin familienorientiert.
Ich habe einen optimistischen Ausblick, aber ich bin allein.
Ich hoffe, einen Mann, der meine Zartlichkeit braucht erfullen.»
haillanzack! die ideale frau! kochern, gärtnern, putzen, und wenn sie nichts zu tun hat, liest sie und geht dem gatten nicht auf die nerven. warum schreibt irina nicht gleich der svp und fragt nach unverheirateten männern (woher weiss diese irina eigentlich, dass ich unverheiratet bin?)?
«Ich mochte lieben und geliebt zu werden.
Wenn auch Sie einsam sind und wollen eine Familie
Vertrauen und die wahre Liebe zu bauen Ich freue mich auf Ihre baldige
Antwort. Mit freundlichen GruBen Irina!»
darunter ein föteli von einer jungen, durchaus hübschen, braunhaarigen frau im mini und push-up (aber leider keine angaben über augenfarbe und rauchverhalten). doch dieser letzte absatz lässt meine neugier schlagartig gegen null sinken. leider, irina, die wahre liebe gibt es nicht. deshalb antworte ich dir nicht, und ausserdem lösche ich dich und setze deine adresse auf die blacklist. damit du mir nicht nochmals schreibst, denn es nützt nichts. deinen freundinnen vom nordpol brauchst du gar nicht erst meine adresse geben – ich möchte nicht reden. es sind grundsätzliche vorbehalte, die ich habe, es hat nichts mit dir zu tun imfall!
reden tun die anderen. zum beispiel der typ heute in meinem morgenstammbistro. geizig seien sie, die schweizer weiber, kompliziert und faul, labert er mit einem 5-dl-sonnenbräu in der hand (es war 10h20). zicken, die ständig an einem und überhaupt herumnörgeln. den rest seiner schandpauke habe ich nicht mehr mitbekommen, da anspruchsvolle morgenliteratur (20″) meine aufmerksamkeit forderte.
ich kenne den typen sosolala, und soweit ich weiss, ist er unverheiratet. ich hätte ihm die mail-adresse von irina geben sollen.