Posts by michl:
Deutsch & deutlich
MICHAEL HUG
Es gibt doch die, die sich für dermassen wichtig halten, dass sie ihrer Aussage/Behauptung/Mist das Wörtchen «deutlich» dazwischenquetschen. «Äs isch düttlich süberer worde im Huus!» meint unser Hauswart selbstbelobigend (na ja). «Wir haben deutlich mehr erreicht…!» meint der rechte Politiker z’Bern oben ebenso selbstbelobigend (dies obwohl rechte PolitikerInnen eigentlich nie etwas erreichen). «Wir haben deutlich gesiegt!» sagt der Trainer im gebrochenen Deutsch am TV, auch selbstbelobigend, aber wenigstens hat er manchmal recht. Und auch das wird deutlich behauptet: «Die Zahl der VegetarierInnen hat deutlich zugenommen!» Dass die Weltbevölkerung auch zugenommen hat, wird in aller Deutlichkeit verschwiegen. So wie auch die Zahl der hornlosen Kühe, die Zahl der Business Coaches, die Zahl der schlechten Neuigkeiten – alles hat deutlich zugenommen.
Deutlich, alles ist deutlich, alles liegt deutlich vor einem oder zeichnet sich deutlich ab oder ist einfach deutlich so. Dabei ist doch überhaupt nichts deutlich heutzutags (ausser die Klimaveränderung). Deutlich wollen sie sprechen, die PolitikerInnen, und verdrehen doch alles. Deutlich will sich die Kassenfrau in der Migros ausdrücken und nuschelt doch nur «zweiundzwanzigfünfundsechsig» in ihr orangebraunes Übergwändli. Deutlich solle man sich ausdrücken, sagte der Lehrer/die Lehrerin damals in der Primarschule, als man gerade mal angefangen hatte, sich in Hochdeutsch auszudrücken versuchen zu müssen, dabei verstand man, als Kind, nicht mal alle Dialektausdrücke der näheren geografischen Umgebung. Und heute? Deutlich mehr Sonnentage hatte dieser Sommer. Wiewahr! Deutlich mehr SUV’s verkehren in den Städten seit 1999. Auch wahr (aber subjektiv). Deutlich kürzer sind die Gletscher geworden. Ebenso wahr, bzw. wir glauben, dass es wahr ist, weil uns ständig Bilder von deutlich kürzeren Gletschern gezeigt werden, sehen tun es ja die wenigsten von uns. Deutlich mehr Wespen/Zecken/Grasflöhe habe man von Juni bis August festgestellt (subjektiv, ausserdem standortabhängig). Deutlich weniger Asylanträge seien 2017 eingereicht worden (als wann?). Wo liegt eigentlich die Grenze zwischen weniger Asylanträgen und deutlich weniger Asylanträgen? Und dann die deutlichen Wahl-/Abstimmungsresultate. Mit deutlicher Mehrheit ist irgendwas angenommen worden. Deutlich? 55 Prozent ist 5 Prozent mehr als die Hälfte – ist das deutlich?
Deutlich lehnt sich «deutlich» gegen das Undeutliche dieser Zeit auf. Es ist eben nichts mehr deutlich, der Mensch will sich mit der Floskel «deutlich» deutlich von allem Undeutlichen abheben, er will damit auch irgendwie recht haben ohne laut zu werden. «Deutlich» tönt überzeugend, dagegen kann man doch fast nichts mehr entgegnen, «deutlich» lässt die Gegner verstummen, was wiederum an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt. Mit «deutlich» möchte ich ausdrücken, dass ich recht habe, und ihr mir glauben müsst, auch wenn ich eventuell selbst gar nicht so richtig überzeugt bin von dem Quatsch, den ich von mir gebe. Mit «deutlich» mache ich klar, dass es so ist, und zwar deutlich.
Schwizz Ness isch wie Loch Ness
S’Loch Ness und s’Swiss Ness? Nessie i de Schwizz? Goot gar nöd! Isch doch gar nöd! D’Schwizz ist kai Loch, hätt kai Ness und alls isch gloge. D’Schwizz isch aifach …. isch d’Schwizz aifach? Simmer öppis Bsondrixs? MICHAEL HUG De Winnetou isch ä Märli, de Wolf und di sibe Gaissli sind ä Märli, jo und […]
Sonderbar reizbar ist die Reizbar
MICHAEL HUG Unser Chefredakteur hat das Thema gesetzt: Reizbar. Als ausgebuffter Rotlichtreporter weiss ich natürlich, dass jedes Puff eine Bar hat. Aber sie heisst trotzdem nicht Reizbar, auch wenn da nicht mit Reizen gegeizt wird. Es gibt viele Bars mit mehr oder weniger nachvollziehbaren Namenspaten. In Dar es Salaam gibt es eine Bongo Bongo Bar […]
Fremdleiden in Qualantäne
Nicht die Quarantäne ist eine Qual. Das was was auf einem so eindringt derweil ist es. Man liest zum Beispiel Fakten wie: «Bruder von Dominik Aegerter in Thailand gestrandet.» Dann leidet man richtig mit mit diesem Bruder, der da so einsam am Strand gestrandet ist und nicht heim kann. Es ist schon seltsam: Erst wollen […]
Vom Leben im Zelt
Das Campieren ist keine Erfindung unseren Spassgesellschaft. Es ist ein Hohn gegenüber Nomaden und Flüchtlingen. Und ausserdem heisst es zelten, nicht campieren. MICHAEL HUG WELT. Nach der Lockerung des Lockdauns lässt der Bundesrat jetzt nicht locker und besteht darauf, dass wir alle in der Schweiz Ferien machen. Wenn er das durchzieht, werden wir uns in […]
1. August 2017
Rede zum 1. August 2017 in Mogelsberg «Mein Bruder!» — hätt de Winnetou amel xsait. Ä letschts Mol hätterds xsait, wonner i dä Arme vo dem gläge n’isch, wonner sinn Brüeder gnännt hätt. Worom dä vör enn «Mein Bruder!» xsii isch, wössettmer alli, är hätt mit em, äm Old Shatterhand, sis Bluet tuuscht. I de […]
saharaoui
Es ist da!Band 3 der Reise-Reportagen-Reihe «Saharaoui» Gebunden, 288 Seiten, ISBN 978-3-033-05840-8 Ab sofort bestellbar beim Verlag: grippedbäg oder in der Buchhandlung Deines Vertrauens!
Fremd
Rede zum 1. August 2016 in Degersheim Wämmer z’Ttiflis, dä Hauptstadt vo Georgie znacht am elfi usem Flughafe usechunnt, simmer zersch mol rootlos. Georgie isch e chliis Land, chli grösser als d’Schwizz, aber nor d’Hälfti Iiwohner. Georgie hätt aber en eigni Sprooch und sogar en aigni Schrift (Plakat1): ტაქსის E Schrift, wo nöd annähernd usxseht […]
nidelzone
Zum Verspeisen von Nidelzone muss man auf eine Alp gehen. Ich meine fahren. Alle fahren heutzutag’s auf die Alp, selbst die Bauern (darum nennen sie es ja auch «öberefahre»). Neulich bin ich auf so eine Alp gefahren. Berufsmässig. Zum Vergnügen wäre ich niemals auf diese Alp gefahren, es regnete nämlich in Strömen. Was ja an […]
uvulaödem 2
Heute morgen bin ich mit einem Uvulaödem aufgewacht. nicht zum ersten Mal, die Sache beginnt sich nämlich zu häufen. In letzter Zeit, ich meine in den letzten Monaten, ist das jetzt ab und an mal vorgekommen. Besonders wenn ich am Abend davor ziemlich viel, ich meine ziemlich sehr viel, ich meine ziemlich sehr viel Alkohol, […]